Es gab gegen die Bayern ein DFB-Pokalspiel und ein Freundschaftsspiel:
DFB-POKAL 1. Hauptrunde: Samstag, 14. Januar 1967, 14 Uhr (Stimberg-Stadion) |
"Wer ist denn Erkenschwick?" So fragte Sepp Maier, als er erfuhr, die dortige Spielvereinigung sei der nächste Pokalgegner der Bayern im Achtelfinale des DFB-Pokal 1966/67. Dieser Ausspruch - in der Presse herausgestellt - hatte für ihn unerwartete Folgen. Aus dem Ruhrgebiet bekam er einen dicken Brief, der Informationsmaterial über die Stadt, einen Plan, eine Wanderkarte und sogar eine Einladung enthielt. Der zünftige Bayer Sepp Maier, der einen Drohbrief befürchtete, war fast gerührt, als er den Inhalt des Umschlags studiert hatte. Vier Erkenschwicker Verkäuferinnen waren die Absenderinnen, die dem damaligen Nationaltorhüter auf ihre Art die Bekanntschaft mit dieser Stadt vermittelte. Am 4. Februar 1967 ließen dann 20 000 Zuschauer den "Stimberggeist" erwachen. Voller Spannung und Erwartung sah man der bevorstehenden Auseinandersetzung entgegen. Reporter von Presse, Funk und Fernsehen waren anwesehend. Sie alle kamen aus verschiedenen Teilen des Landes. Man witterte eine Sensation... |
Spvgg. Erkenschwick - FC Bayern München 1:3 (0:0)
Spvgg.: Freese - Ortmann, Götte - Zurawka, Hutmacher, Jonscher - Seidenkranz, Lorenz, Braun, Schwamberger, Sochaki - Trainer: Matejka.
|
ANMERKUNG: Die Amateure der Spielvereinigung schafften gegen die Bayern zwar nicht die Sensation, bewirkten, daß der Pokalverteildiger Schwerstarbeit leisten mußte. Alle vier Tore fielen vor den 20.000 Zuschauern nach der Pause. An Dramatik war die Pokalschlacht besonders in der zweiten Halbzeit kaum zu übertreffen. Auf dem Spielfeld setzten die Amateure den Bundesligisten eine Stunde lang nicht nur kämpferischen Einsatz, sondern auch eine taktisch gute Einstellung entgegen. Vor allem ließen die Gastgeber die Flügel Brenninger und Roth nicht zur Geltung kommen. Es dauerte jedenfalls bis zur 67. Minute, ehe Gerd Müler endlich den Bann brechen konnte. Die Freude der Münchener über das Führungstor dauerte allerdings nur fünf Minuten. Dann verwandelte Sochaki einen Foulelfmeter zum 1:1. Fast mit dem nächsten Gegenzug war Gerd Müller erneut am Zug und besorgte den zweiten Münchener Treffer. Nun erst klappten die Schwicker zusammen, so daß Ohlhauser in der 79. Minute mit dem 1:3 alle Zweifel beseitigen konnte. "Herrje, war das schwer" stönte Bayern-Kapitän Werner Olk nach dem Schlußpfiff. Erkenschwicks Trainer Matejka strahle dennoch nach dem Spiel. Seine Jungen hatten den "Profis" einem Kampf geliefert, womit die Münchener nie gerechnet hatten. |
Freundschaftsspiel am Sonntag, 3. Februar 1974 (Stimberg-Stadion) |
Als Bayern seine Schuld einlöste... Sieben Jahre vorher, am 4. Februar 1967, trafen beide Klubs bereits im DFB-Pokal-Achtelfinale aufeinander. Gerd Müller hatte beim 1:3-Auswärtserfolg der Münchner mit zwei Treffern entscheidenden Anteil am Einzug ins Viertelfinale. Nach der Partie trafen sich die Mannschaften und Vereinsvertreter noch in der Gaststätte „Stadion-Klause“ am ehemaligen Hallenbad. Am Tresen unterhielten sich Spvgg.-Geschäftsführer Heinz Cichutek und Bayern-Manager Robert Schwan. Jahre vergingen. Im Frühjahr 1974 machten die Klubs dann endlich Nägel mit Köpfen. Bayern gastierte am 22. Bundesliga-Spieltag samstags beim Wuppertaler SV, einen Tag darauf machte die Mannschaft von Trainer Udo Lattek einen Abstecher in die Stimbergstadt. Bayern war damals auf dem Weg zur fünften Deutschen Meisterschaft und zum ersten Triumph im Europapokal der Landesmeister. Knapp 11 000 Zuschauer ließen sich das Spektakel im Stimbergstadion nicht entgehen. |
Spvgg. Erkenschwick - FC Bayern München 3:4 (0:0) Spvgg.: Peters (Breuer) - Renford, Seidenkranz(Messing), Koschmieder, Ressemann, Tenbrink, Walter, Kolitsch, Anders (Pfahl), Friedrich, Porschke (Bleckmann) - Trainer: Fritz Langner
|
Und zur Freude der Oer-Erkenschwicker Fangemeinde hielten die Jungs ganz gut mit. Karl-Heinz Seidenkranz brachte die Gastgeber sogar überraschend mit 1:0 in Führung. Die Favoriten aus München drehten die Partie noch. Immerhin: Die Spielvereinigung erzielte noch zwei weitere Treffer. Durch Dieter „Jonny“ Renfert und Peter Anders, der nicht unbedingt als Torjäger bekannt war. „Ich hatte in der Partie einen schweren Gegenspieler. Ich war ja schon schnell. Aber Uli Hoeneß hatte mit Ball so einen Speed drauf, dass es nicht leicht war, den Anschluss zu halten“, berichtet Anders. An seinen Treffer, den er gegen Nationaltorwart Sepp Maier schoss, kann er sich allerdings nicht mehr genau erinnern. „Ich war eh meist nur bemüht, gegnerische Angriffe abzuwenden.“ Nach der Partie ging es natürlich standesgemäß in die „Stadion-Klause“. Vereinswirt Kubzik tischte reichhaltig auf. Zigeuner- oder Jägerschnitzel. Dazu Kartoffeln und Gemüse. „Am Essen haben alle teilgenommen. Auch die Bayern-Spieler. Wir haben gemeinsam gegessen und danach auch noch ein paar Gläschen getrunken. Anschließend sind die Jungs wieder nach Düsseldorf gefahren, um ihren Flieger nach München zu erwischen.“ Anders schwärmt noch heute von der tollen Atmosphäre nach dem Spiel. „Das waren ganz natürliche Jungs, ein total lockeres Essen in einer öffentlichen Kneipe. So etwas wäre heute unvorstellbar.“ Ausgerechnet ohne Torerfolg an diesem Tag blieb Gerd Müller. Das können nur die wenigsten Mannschaften von sich behaupten. Das bekam auch die Niederlande fünf Monate später zu spüren... Überraschend gut hielten die Erkenschwicker im Spielverlauf mit. Erst 2 Minuten vor dem Schlußpfiff konnten die Bayern eine Abwehrschwäche der "Stimberg-Knappen" zum Siegtor nutzen. Ein Unentschieden wäre gerechter gewesen. Erkenschwick hatte die besten Kräfte in Koschmieder und Tenbrink, der von Spiel zu Spiel besser wurde. Auf Münchener Seite brillierten Beckenbauer mit einigen Solo-Einlagen und Hoeness stellte Erkenschwick"s Abwehr vor einigen Probleme. |
.