Die Spvgg. Erkenschwick trauert um einen der bedeutendsten Fußballer der Vereinsgeschichte: Dieter Walter, legendärer Rechtsaußen der späten 60er- und der 70er-Jahre ist am 26. Januar 2022 nach schwerer Krankheit im Alter von 73 Jahren verstorben.
Der Oer-Erkenschwicker spielte in der Jugend des Vereins und kam 1968 in die erste Mannschaft. Zwölf Jahre, seine komplette aktive Laufbahn, spielte Walter für den Verein. Mit ihm schaffte die Spvgg. Erkenschwick 1969 den Aufstieg in die Regionalliga West. Sieben Jahre blieb der Klub zweitklassig. Mehr als 200 Spiele absolvierte Dieter „Moritz“ Walter in dieser Zeit in der Regionalliga und der 2. Bundesliga Nord als schneller, torgefährlicher Rechtsaußen. Auch nach dem Abstieg 1976 hielt Dieter Walter seinen Schwarz-Roten die Treue.
Er spielte in der Verbandsliga und ab 1978 in der neu gegründeten Amateuroberliga Westfalen für die Spielvereinigung. 1980 beendete er seine Laufbahn standesgemäß: mit dem Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga.
Im Anschluss engagierte sich Dieter Walter als Trainer, bei Grün-Weiß Erkenschwick oder ETuS Haltern. Sein Herz gehörte aber weiter der Spielvereinigung – wo er sich bei den Alten Herren engagierte oder der ersten Mannschaft als „Fan“ die Daumen drückte.
Mann auf dem Flügel: Dieter Walter prägte bei der Spvgg. Erkenschwick eine Ära mit
Dass die Spvgg. Erkenschwick in den 70er-Jahren in einer Liga mit Borussia Dortmund, Preußen Münster oder FC St. Pauli spielte, war auch sein Verdienst: Zum Tod von Dieter Walter, der nie für einen anderen Klub am Ball war.
Stürmer werden an Toren gemessen, und Tore hat Dieter Walter für die Spvgg. Erkenschwick eine Menge erzielt. Wie viele genau es in Meisterschaft, Pokalpartien und Tests waren, hat niemand nachgehalten. Sicher ist: Bei zwei der wichtigsten Treffer der Vereinsgeschichte hatte er seine Füße im Spiel.
20. Juli 1969, Stadion Rote Erde in Dortmund, mehr als 20.000 Zuschauer: Die Spvgg. Erkenschwick trifft in einem Relegationsspiel um den Aufstieg in die Regionalliga West auf den SSV Hagen. In der 29. Minute jagt Dieter Walter den Ball aus sieben, acht Metern zum 1:0 ins Tor. Es ist bekanntlich noch nicht die Entscheidung, nach 90 Minuten steht es 1:1. Verlängerung.
„Ich brauchte nur noch einschieben“
In der ist es wieder Dieter Walter, der die zündende Idee hat und in der 99. Minute das 2:1 vorbereitet. „Ich brauchte den Ball im Grunde nur noch reinschieben“, sagt Karl-Heinz Seidenkranz, Kapitän und Schütze des goldenen Erkenschwicker Tores.
Eine Woche nach der bitteren Niederlage im Finale um die Deutsche Amateurmeisterschaft gegen den SC Jülich endet die Saison damit doch noch versöhnlich – die Spvgg. Erkenschwick ist wieder zweitklassig.
Ein Angriff, der die Fans zum Schwärmen bringt
20 Jahre war Dieter Walter da. Rudi Schulz, Erkenschwicks Trainer, hatte ihn in die erste Mannschaft geholt – so wie andere Erkenschwicker Eigengewächse, wie Gerd Deutschmann oder Peter Anders. Walter auf der rechten Seite, Anders links, Seidenkranz in der Mitte – das war ein Angriff, bei dem ältere Fußballfreunde in Oer-Erkenschwick und im Kreis ins Schwärmen geraten.
Der 2:1-Erfolg gegen Hagen markierte den Anfang der letzten großen Zeit der Spielvereinigung, sieben Jahre war der Verein zweitklassig, zunächst in der Regionalliga West, damals die zweithöchste Spielklasse, ab 1974 dann in der 2. Bundesliga.
Gegen BVB, Bayern und Bolton Wanderers
Die Gegner hießen nun Borussia Dortmund, Preußen Münster, Hannover 96 oder FC St. Pauli. Und zu Testspielen kamen Bayern München, TSV 1860 München oder der mehrfache englische FA-Cupsieger Bolton Wanderers ins Stimberg-Stadion. Dieter Walter, den alle „Moritz“ nannten, war einer der prägenden Kicker dieser Ära.
„Dieter war ein Stehaufmännchen. Ein Spieler, der immer alles gegeben hat – für die Mannschaft und für den Verein“, sagt „Kalla“ Seidenkranz. Ein Spieler, der auf dem Flügel unermüdlich unterwegs war und gefährliche Bälle in den Strafraum schickte, der nie aufsteckte und die Kollegen mit seinem Einsatz mitreißen konnte.
Auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn hat es Walter an Angeboten nicht gefehlt. Alemannia Aachen, heißt es, wollte ihn unbedingt verpflichten. Der Oer-Erkenschwicker lehnte die Offerten ab. Er war eben das, was man im Fußball-Neudeutsch einen „One Club Man“ nennt: ein Spieler, der in seiner aktiven Karriere seinem Verein treu bleibt. Im Strafraum mochten die Erkenschwicker Angreifer wechseln, auf der rechten Seite stürmte Dieter Walter und lieferte die Zuspiele. Erst für Kalla Seidenkranz, dann für Uwe Kolitsch, Hubert Tenbrink oder Detlev Schramm. Und später in der Oberliga für Gisbert Paus.
Nach dem Wiederaufstieg 1980 ist Schluss
Denn als die Schwarz-Roten 1976 aus der 2. Bundesliga abstiegen, führte Dieter Walter auf dem Feld den Neuaufbau an. Er spielte zunächst in der Verbandsliga, ab 1978 dann noch zwei Jahre in der neu gegründeten Oberliga Westfalen. Seine Laufbahn beendete er standesgemäß: In der Spielzeit 1979/80 gehörte er zu der Erkenschwicker Mannschaft, um Jürgen Wittkamp, Gisbert Horsthemke, Uwe Eplinius oder Hans-Werner Melis, die den Klub noch einmal in die 2. Bundesliga beförderte. Für ein kurzes Gastspiel.
Diese Saison hat Dieter Walter nur noch als Zuschauer erlebt. Für ihn war im Frühsommer 1980 Schluss. Dem Fußball blieb er verbunden, als Trainer bei Grün-Weiß Erkenschwick oder ETuS Haltern. Vor allem aber engagierte er sich bei den Alten Herren der Spvgg. Erkenschwick oder unterstützte die erste Mannschaft, solange es ging, als Fan.
Quelle: Thomas Braucks / Stimberg-Zeitung